Monthly Archives: June 2014

Short Story Collab #5 Märchen

Short Story Collab #5 Märchen

Hallo ihr Lieben,

Habt ihr mich schon vermisst? Der letzte Beitrag liegt schon etwas zurück, was hauptsächlich daran lag, dass ich meine grauen Gehirnzellen nicht anspornen konnte etwas zu dem Thema im Mai “virtuelle Realität” zu schreiben.  Ich hoffe meine Kreativität lässt mich bei dem neuen Thema “Märchen” nicht im Stich und kann den einen oder anderen mit dieser Geschichte ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.

Viel Spaß beim Lesen und selber Schreiben!

Eure Bibi

 

Der verlorene Garten

 

Es war einmal, vor langer Zeit ein Mädchen, dass leben sollte für die Ewigkeit. Ihr Dasein diente einzig und allein dazu, einen Garten zu pflegen, der so schön und voller Vielfalt war, wie es noch kein Mensch auf Erden lange Zeit zu sehen bekam.

Des Tages arbeitete das Mädchen hart, jätete Unkraut, beschnitt die Blumen, säte neue Samen, flüsterte mit den Bäumen und kürzte das Gras, wenn es ihr verspielt in den Kniekehlen kitzelte. Nachts lag es auf ihrem Bett aus weichen Rosenblättern und blickte in den sternklaren Himmel, um immer und immer wieder die Sterne zu zählen. An diesem Ort brauchte man kein Dach über den Kopf. Es gab keinen Regen und keinen Schnee. An diesem Ort schien immer die Sonne. Versorgte den Garten mit wärmenden Sonnenstrahlen.

Das Mädchen war glücklich an diesem Ort. Sie fühlte sich nicht einsam und sie kümmerte sich nicht um die Jahre die an ihr vorüber strichen ohne ein einziges graues Haar oder eine kleine Falte in ihrem makellosen Gesicht zu hinterlassen. Sie wusste nicht einmal, wie sie an diesen sonderbaren Ort gekommen war. Sie liebte es im Gras zu knien und den Blumen beim wachsen zuzusehen. Sie fühlte den Herzschlag der Samen, wenn sie es sanft in die Erde drückte. Konnte das Seufzen der Pflanzen hören, wenn sie ihnen aus dem Brunnen in der Mitte des Gartens, etwas zu trinken gab.

Sie war glücklich. Jeden einzelnen Tag. Bis ein Tag anbrach der alles änderte. Noch nie hatte jemand zuvor die Pforte, die zu diesem Ort führte, überschritten. An diesem Tag jedoch wagte sich ein kleiner Junge tapfer durch das Gestrüpp um verblüfft die Augen aufzureissen. Seine Freunde hatten ihn ausgelacht, als er verkündete er würde über diese Mauer voller Unkraut und Dornen klettern um den Ort, der sich dahinter versteckte zu erkunden. Sie glaubten nicht daran, dass er es mit seinen kurzen Beinchen schaffen würde. Schließlich hat es noch nie jemand geschafft, dieses Hindernis zu überwinden.

Er aber schaffte es und konnte seinen Augen nicht trauen. Wie konnte ein Ort wie dieser, voller Blumen, Bäumen und Sträuchern existieren während seine Eltern mit vergebener Müh versuchten, Gemüse anzubauen. Nichts gedieh in dieser Stadt, die der Junge sein Zuhause nannte. Es gab kein sauberes Trinkwasser und viele Familien haben die Stadt bereits verlassen um woanders ihr Glück zu versuchen.

Er fühlte sich wie im Paradies, schmeckte die Kirschen und Äpfel die prall und reif an den Bäumen hingen, bereits auf seiner Zunge. Konnte spüren, wie das kalte Nass des Brunnens seinen Hals hinunterlief. Bevor er einen weiteren Gedanken verschwendete, wie dieser Ort hier existieren konnte, rannte er los. Er musste es seinen Eltern einfach zeigen. Dies hier war das Wunder, auf dass sie alle gehofft hatten.

Unter großer Anstrengung kletterte er wieder auf die andere Seite, ignorierte das Rufen seiner Freunde und rannte zu seinen Eltern. Diese glaubten anfangs ihrem Sohn nicht, dass es einen Ort geben soll, der ihren Hunger und Durst stillen konnte. Aus Liebe zu ihrem Kind folgten sie ihm bis zu der Mauer die über und über mit Dornengestrüpp bewachsen war. Mit Hacke und Schaufel arbeitete sich die Familie durch die Mauer und konnten nicht glauben, was sie mit ihren Augen sahen. Sie fielen auf die Knie und dankten dem Herrn für sein Wunder.

Das Mädchen erschrak über den Besuch und versteckte sich hinter den Bäumen. Sie hatte schreckliche Angst. Was wollten diese Unbekannten hier? Wollten sie dem Garten, ihrem Freund, wehtun?

Die Eltern des Jungen, sammelten so viel  Obst ein wie sie tragen konnten, schöpften so viel Wasser wie sie trinken konnten und machten sich auf den Weg in die Stadt um allen zu verkünden, dass das Hungern nun ein Ende hatte.  Der Garten wäre die Rettung für diese Menschen gewesen. Hätten sich die Menschen nur nicht wie Menschen verhalten. Die Gier der Hungernden war unersättlich. Sie stürmten regelrecht den Garten. Rissen die Früchte von den Bäumen, ganz gleich ob sie ganze Zweige dabei ausrissen. Sie trampelten die mit Liebe gepflegten Blumen nieder und überhörten das Schluchzen des Mädchen, dass auf die Knie gefallen war. Sie bettelte, sie schrie man möge ihre Pflanzen am Leben lassen. Niemand schien das arme Mädchen zu sehen, geschweige denn zu hören.

Es kam wie es kommen musste. Die Stadtbewohner fielen über den Garten her wie eine Heuschreckenplage und hinterließen einen Garten, ohne Samen, ohne Blumen mit kahlen Bäumen und einem versiegten Brunnen.

Die Bewohner hatten die Vorräte des Gartens innerhalb weniger Monate aufgebraucht. Die Hungersnot ging weiter. Ohne einen weiteren Gedanken an den sonst so fruchtbaren Ort zu verschwenden, zogen sie weiter. Auf der Suche nach einem Ort der ihnen Essen und Trank bieten konnte ohne zu wissen, dass sie diesen Ort bereits gefunden hatten, wären sie gedankenvoller damit umgegangen.

Die Stadt verfiel. Niemand lebte mehr dort. Niemand bis auf das Mädchen. Sie pflanzte Samen, die sie durch langes Suchen gefunden hatte. Grub den Brunnen tiefer um die kleinen Zöglinge mit Wasser zu versorgen. Monate vergingen und das Mädchen arbeitete hart, um den Garten wieder zu dem zu machen, was er einmal gewesen ist. Doch der Boden blieb blieb ohne Leben, der Brunnen ohne Wasser.

Das Mädchen war am Boden zerstört und es begann zu weinen. Nie zuvor hatte sie je eine Träne vergießen müssen an diesem besonderen Ort. Sie weinte und weinte bis nichts mehr von dem Mädchen außer ihren Tränen übrig blieb. Die Tränen des Mädchens sprenkelten den staubtrockenen Boden und gaben den totgeglaubten Zöglingen neue Energie. Auch wenn es schwer für die kleinen Samen werden würde, sie würden sprießen, um des Mädchens willen, dass doch nur für immer glücklich sein wollte, an einem Ort der andere glücklich machen konnte, wenn man ihn nur mit genügend Liebe behandeln würde.

 

ENDE