Short Story Collab #6 Superkräfte

Short Story Collab #6 Superkräfte

Hallo ihr Lieben!

Das Thema für den Monat Juli ist diesmal Superkräfte und ich versuche mit diesem Thema an meine bisherigen zwei Beiträge (short stories 2 + 3) anzuknüpfen und somit meine Lieblingsgeschichte “weiterleben” zu lassen. Wer die beiden Kurzgeschichten nicht kennt, sollte vielleicht etwas zurückschollen und sie sich durchlesen ehe er mit der neuesten beginnt.

Wie ich in jedem Post von mir schreibe, sind Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob oder gar Schimpfe immer erlaubt und vor allem gern gesehen! Also nur her damit. Ich bin ein sehr friedfertiger Mensch und werde niemandem wegen einer Kritik einen Kopf kürzer machen, versprochen.

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen und selber schreiben!

Eure Bibi

 

Short Story Collab #6 Superkräfte

Mein Kopf brummt und fühlt sich schwer an. Mein Körper erwacht langsam wieder aus seinem tiefem Schlummer aber noch bin ich nicht bereit, meine Augen aufzuschlagen, aus Angst was ich zu Gesicht bekommen werde. Ich kann mich nur zu gut erinnern, was ich zuvor mit meinen Augen gesehen habe. Besonders an den Teil, in dem ich selbst aktiv wurde. Was habe ich mir nur dabei gedacht, eine Waffe in die Hand zu nehmen? Eine richtige Waffe? In den Händen des größten Tollpatsches auf Erden?

Wenn ich daran zurückdenke, spüre ich noch immer das Gewicht in meinen Händen, fühle wie sich die Spitze in einen menschlichen Körper bohrt und das pochende Leben darin einfach auslöscht. Ich habe einen Mann umgebracht. An einem Ort der nicht von dieser Zeit zu sein scheint. Ohne darüber nachzudenken, dass ich einen Mord begehe, habe ich mir die Waffe geschnappt um einem Fremden das Leben zu retten. Einem Fremden der mir vielleicht im nächsten Moment selber den Degen in mein Herz rammen wird, sobald ich meine Augen öffne. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wieso habe ich mich nicht einfach weggeschlichen und darauf gewartet, dass ich in meiner eigenen, geordneteren Welt wieder “aufwache”?

Mein Gehirn will noch immer nicht glauben, dass ich mich in eine andere Zeit katapultiert habe, während mein Bauch mich einen Vollidioten schimpft und mich zwingt den Tatsachen in die Augen zu sehen. Wünscht man sich nicht immer, einer der Protagonisten aus seinen Lieblingsbüchern zu sein, die durch Zeit und Raum reisen, auf Abenteuerreisen gehen und gegen das Böse kämpfen? Nun, falls dies wirklich alles wahr sein sollte, dann werde ich solche Wünsche nie wieder von mir geben. Ich will am Liebsten nur wieder zu Hause sein, in meinem Bett, in meiner Wohnung.

Das kratzende, nach Heu duftende Material unter mir, was mich am Nacken kitzelt und piekst, ist ganz sicher nicht mein Bett. Ich spitze meine Ohren um herauszufinden ob ich alleine bin. Alles ist still. Oder doch nicht? Ich glaube, ich höre jemanden ruhig ein- und ausatmen, ich bin mir aber nicht sicher. Vielleicht sollte ich mich doch noch eine Weile bewusstlos stellen und wer weiß? Ehe ich mich versehe bin ich doch wieder in meinem Zimmer.

“Ich weiß, dass Sie wach sind!”

Verdammt! Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese tiefe ruhige Stimme zu meinem Geretteten gehört. Was nun? Feige darauf beharren doch bewusstlos zu sein? Oder wie eine Lady energisch die Augen aufschlagen, aufstehen und elegant von dannen ziehen?

Ich zwinkere alles andere als energisch und setze mich langsam auf, da es in meinem Kopf immer noch sehr schwummrig ist. Na toll. Nicht einmal DAS bekomme ich respekteinflößend hin. Ich kneife ein Auge zu und mustere mein Gegenüber. Wie bereits befürchtet sitzt mir gegenüber der Mann, den ich kurz zuvor gerettet habe, in dem ich einen anderen Mann das Leben ausgehaucht habe. Bei dem Gedanken daran wird mir übel und meine Hände fangen wieder zu zittern an.

“Wie geht es Ihnen, Madame? Sie sollten vielleicht etwas trinken, Sie sehen aus, als würden Sie gleich ohnmächtig werden.”

Mir wird sachte ein Becher in die Hand geschoben. Ich nippe vorsichtig daran und schmecke schalen Wein. Nach ein paar Schlucken, fühlen sich meine Hände sicherer an und ich traue mich wieder dem Mann mir gegenüber anzusehen. Schwer zu sagen was in seinem Kopf vorgeht. Er sieht weder verärgert noch erfreut aus, eher nachdenklich und etwas anderes… erstaunt? Er mustert mich noch einige Sekunden mit diesen blauen Augen, die mich eine gefühlte Ewigkeit in meinen Träumen heimgesucht haben, ehe er wieder zu sprechen anfängt.

“Wie ist Ihr Name?”

“Äh… Sophia”

“Sophia und?”

“Nur Sophia.” Als ob ich fremden, dahergelaufenen Männern meinen Nachnamen verrate. Was, wenn er meinen Nachnamen recherchiert und herausfindet, dass ich nicht hierher gehöre? Wer weiß, in welcher Zeit ich mich befinde. Am Ende friste ich meine restlichen Lebensminuten auf einem Scheiterhaufen, mit dem Namen Hexe in meine Haut gebrandmarkt.

Er dreht seinen seltsam witzig aussehenden Hut in seinen Händen hin und her, so dass die große Feder darauf, sachte auf und ab wippt, während er mir in die Augen blickt und ich Misstrauen darin aufblitzen sehe.

“Was machen Sie hier, NUR Sophia? Und wieso tragen Sie diese seltsame Kleidung?”

Berechtigte Frage. Was zum Teufel mache ich hier?

“Ich, äh bin auf Durchreise zu einem entfernten Verwandten. Er ist sehr krank und wünscht meine Anwesenheit.” Eine lahme Ausrede aber was soll ich sagen? Entschuldigen Sie aber ich bin offensichtlich in der Lage ,durch die Zeit zu reisen und bin in Ihrer Zeit gelandet. Ich höre bereits das Knistern der Feuer auf dem Scheiterhaufen. Die Frage nach meiner Kleidung lasse ich unbeantwortet. Ich bin mir sicher, dass es sich nicht geziemt dies eine Dame zu fragen.

“Sie sind also auf Durchreise. Können Sie mir vielleicht auch die Frage beantworten, was Sie wenige Tage zuvor in dieser verlassenen Gasse zu tun hatten, ehe Sie das Interesse eines Diebes geweckt haben um anschließend vor meinen Augen zu verschwinden?”

Mist, unsere erste Begegnung in dieser widerlichen Gasse habe ich ganz vergessen. Ebenso, dass ich mich offensichtlich direkt vor seinen Augen in Rauch aufgelöst habe. Was nun? Die bereits bekannte Panik, klopft sachte an die Tür zu meinem Bewusstsein und wartet darauf, dass ihr jemand Einlass gewährt. Bevor sie sich mit voller Gewalt gegen diese Türe eintreten kann, öffnen sich meine Lippen wie von selbst und ich brauche einige Sekunden, um das Gesagte in meinem Hirn zu verarbeiten.

“Was sollen diese Fragen? Bedankt man sich so bei einer Dame, die gerade Ihr Leben gerettet hat? Wieso wollte Sie der Mann eigentlich töten? Ach, und wissen Sie was? Ich habe zuvor noch nie jemandem ein Haar gekrümmt, geschweige denn getötet! Wäre ich Sie, würde ich mich als erstes bedanken, statt seltsame Fragen zu stellen. Sich vorzustellen, wäre übrigens ebenfalls eine hervorragende Idee gewesen!”

Ich sehe, wie er erst überrascht die Augen aufreisst, ehe er in Gelächter ausbricht. Was bitte schön, ist an dieser Situation lustig. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich besonders amüsiere. Ich starre ihn wütend an und verschränke meine Arme.

“Entschuldigen Sie. Sie haben natürlich Recht. Ich stehe in Ihrer Schuld und bedanke mich, dass sie mich vor dem Tode bewahrt haben. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Athos, Diener des Königs und Mitglied der Musketiere.”

Er deutet eine Verbeugung an und richtet seine blauen Augen, verschmitzt und zugleich wachsam auf mich. Ob es ihm auffällt, dass ich gerade aus allen Wolken falle? Wie ich die Arme um mich lege, als würde ich frieren? Ich erinnere mich daran, welches Buch ich zu letzt gelesen habe und versuche fieberhaft mir einen Reim auf alles zu machen. Bin ich gar nicht in einer anderen Zeit gelandet sondern sogar in einer komplett anderen Welt? Was, wenn ich, wie auch immer, die geheime Superkraft besitze, mich in eine erfundene Geschichte zu katapultieren? Und wenn ja, wie komme ich wieder zurück? Zuletzt, war es die körperliche Gewalt und die Todesangst die mich zurückbrachten. Muss ich erst wieder überfallen werden, um nach Hause zu kommen? Was passiert hier nur mit mir?

 

 

2 Responses »

  1. Über den Unterschied zwischen Kurz- und Fortsetzunggeschichten reden wir noch mal, aber trotzdem hat es Spaß gemacht, “Dich” noch vor dem Einschlafen zu lesen. Weitermachen! 🙂

  2. Pingback: Short Story Collab #6: Superkräfte | Captain Obvious

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