Hallo ihr Lieben,
diesmal bin ich alles andere als pünktlich mit meinem Beitrag aber was soll ich sagen? Lieber spät als nie! Viel Spaß beim Lesen und wie immer dürft ihr fleißig kommentieren!
Wie ihr nach den ersten Sätzen fest stellen werden, handelt es sich wieder um eine Fortsetzung! 🙂
Lasst es krachen und schwingt doch einmal selbst den Schreiberlingstift!
Eure Bibi
Es ist dunkel, und durch das offene Fenster strömt kalte Luft in das muffige Zimmer. Wie lange ich hier schon am Fenster sitze und den Mond anschaue, weiß ich nicht mehr. Ich fühle mich unendlich müde, wage es aber nicht mich auf das Bett zu legen, dass einen Großteil des Zimmers einnimmt. Ich meine, etwas Schwarzes unter die Bettdecke krabbeln zu sehen und versuche den aufsteigenden Ekel in mir nieder zu kämpfen.
Seit zwei Tagen begnüge ich mich damit, auf dem Holzstuhl zu schlummern und zwischendurch den Himmel zu betrachten. Athos und seine Kumpanen fanden es wohl das Beste, mich erstmal im Auge zu behalten, bevor sie klären konnte, wer ich wirklich bin. Nach dem kleinen, blutigen Zwischenfall in dem ich einem Menschen einen Degen in den Körper rammte, versuchte der mysteriöse Fremde, der sich als meine Lieblingsfigur in dem Roman “Die Musketiere” vorstellte, mehr über meine Umstände in diesem ganzen Durcheinander herauszufinden. Vergeblich. Mehr als meinen Vornamen und dem erfundenen Besuch meines Verwandten, bekam er aus mir nichts heraus. Irgendwann gab er auf, rief nach seinen Männern und lies mich hier her bringen. Lässt man das Bett außen vor, könnte es hier fast heimelig sein. Ich bekomme geregelte Mahlzeiten und ausreichend zum Trinken, will heissen leckeren Rotwein, den ich in meinem aufgelösten Zustand willkommen hieß.
Das warme Prickeln in meinem Bauch ist allerdings schnell verflogen und lies mich in meinem Gedankenchaos wieder alleine zurück. Ich hoffe inständig, dass ich mich bald wieder in meinem richtigen Bett befinde, ohne die Gewissheit, dass Blut an meinen Händen klebt.
Ich seufze und im selben Moment öffnet sich meine sonst verschlossene und bewachte Türe mit einem leisen Quietschen. Verwundert starre ich auf den dunklen Türspalt aber niemand betritt den Raum. Der Holzstuhl knarrt warnend, als ich mich langsam erhebe und zur Türe husche. Ich spitze meine Ohren und höre außer dem entfernten Lachen in der Gaststube unter meinem “Gefängnis” nichts. Vorsichtig schiebe ich die Türe mit meinem Fuß etwas auf, bereit jeden Moment zurückzuspringen. In meinem Zimmer ist es zwar dunkel, nichts desto trotz ist es unschwer zu erkennen, dass der Platz vor der Türe leer und verlassen ist. Ich wittere eine kleine Chance und bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, flitze ich bereits raus in die Finsternis des Ganges. Ich achte auf jedes Geräusch und schleiche mich langsam die Treppe runter. Das Johlen und Singen im Schankraum wird lauter aber von meinen Bewachern oder Athos sehe ich keine Spur. Ich kann mich erinnern, dass mich die Musketiere (welch verwirrender Gedanke, sie beim Namen zu nennen) durch eine Hintertüre ins Wirtshaus eskortiert haben. Wo war der nur noch mal? Unsicher drehe ich mich im Kreis und wähle eine Richtung. Nach 3 Schritten allerdings liege ich flach auf dem Boden, meine Stirn pocht schmerzhaft, ich blinzle und versuche im Dunklen den Gegenstand zu sehen, über den ich offensichtlich gestolpert bin. Alles was ich bei den fehlenden Lichtverhältnissen sehen kann, sind schummrige Umrisse, die einem Sack Mehl nicht unähnlich sind.
ich schaffe es mich aufzurichten und den stumpfen Schmerz an meiner Schläfe zu ignorieren. Wer lässt denn bitte auch Säcke mitten im Weg liegen? Ich taste mich langsam mit den Fingern voran und fühle etwas feuchtes, klebriges an meinen Fingerspitzen. Etwas Kaltes und Widerliches breitet sich in meinem Körper aus, zusammen mit einer dunklen Vorahnung. Eigentlich sollte ich meine Chance nutzen, meine Beine in die Hand nehmen und laufen. So weit wie möglich. Wohin war mir vorerst ziemlich egal. Doch alles was mein dummer Körper macht, ist stocksteif auf einem schmutzigen Boden zu knien und wie besessen den Umriss das Etwas oder Jemanden? mit meinen Augen zu fixieren.
Wie aus weiter Ferne höre ich Schritte. Schritte die fest und unaufhörlich in meine Richtung führen. Ehe ich außer Sicht krabbeln konnte, flammt eine Kerze vor mir auf, dann noch eine. Ihr weicher Schein, wirft romantische Schatten an die Wand gegenüber, während sie den Boden vor mir in grausames Licht taucht. Ein Mann liegt vor mir auf dem Rücken, die Arme von sich gestreckt wie erschlagen. Seine Augen blicken leer und kalt an die Decke, sein verdrecktes Hemd ist blutdurchtränkt und etwas silbernes blitzt aus seinem Bauch hervor Der Mann vor mir, wurde offensichtlich erdolcht. Mein Blick wandert von der Leiche zu meinen blutverschmierten Händen um darauf zu den Gesichtern der Männer zu huschen. Ich blicke in die Augen meines Wächters, der eigentlich brav vor meiner Türe stehen sollte und daneben in blaue Augen die ausdruckslos auf mich herab starren. In was habe ich mich nun hinein manövriert? Kann ich jetzt bitte, bitte wieder zu Hause sein? In meiner Welt? ohne Mord, Musketiere und diesen Mann der mich immer noch mit diesen Augen fixiert.